„Am wichtigsten ist, dass man sich selbst akzeptiert.“

Ich habe im Internet einen Satz gelesen, der mich sehr angesprochen hat:
„Autistisch zu sein ist keine Einschränkung, sondern eine besondere Art, die Welt zu sehen – anders, aber wunderschön.“ 
Stimmt das? Ich finde: Es ist beides – ein schöner Gedanke und gleichzeitig nicht immer die ganze Wahrheit.

Was wirklich zählt: Man sollte sich selbst als Mensch annehmen – nicht nur über eine Diagnose wie „Autismus“ definieren.

Früher hat man Menschen mit Autismus in bestimmte Gruppen eingeteilt. Heute sagt man einfach „autistisches Spektrum“. Das finde ich gut, denn: Jeder Mensch mit Autismus ist anders. Ich persönlich habe zusätzlich auch noch die Diagnose ADHS.

Viele denken bei Autismus gleich an berühmte Figuren wie Elon Musk, Sheldon Cooper oder den Film „Rain Man“. Aber es gibt auch Menschen mit starkem frühkindlichen Autismus, die zum Beispiel kaum oder gar nicht sprechen können.

Was ich gut kann
Ich kann mir viele Dinge sehr gut merken.
Ich habe ein großes Allgemeinwissen, weil ich mich für viele Themen interessiere.

Was mir schwerfällt
Ich komme mit Stress nicht gut klar – zum Beispiel bei lauten Geräuschen, Zeitdruck oder wenn zu viele Dinge gleichzeitig passieren. Dann verliere ich leicht den Überblick.
Ich nehme viele Dinge wörtlich. Ironie oder Scherze verstehe ich oft nicht. Dann weiß ich nicht: War das jetzt ernst oder nur Spaß? Deshalb ist klare Kommunikation für mich sehr wichtig.

Was mir im Alltag helfen würde
Ich brauche oft Hilfe, um Ordnung und Struktur in meinen Alltag zu bringen.
Ich tue mir schwer, zu erkennen, was jetzt wichtig ist – und was warten kann.
In der Schule hat mir meine Mama geholfen: Wir haben gemeinsam den Schulrucksack ausgeräumt und alles sortiert.
Das hat gut funktioniert – bis es zu viel wurde.
Kurz vor der Matura musste ich die Schule abbrechen, weil ich nicht mehr mitgekommen bin. Lernen fiel mir schwer, weil ich kein gutes System hatte.

Die Diagnose war eine Erleichterung
Ich bekam die Diagnose mit 18 Jahren.
Schon in der Volksschule wurde ich oft gemobbt.
Weil ich beim Schreiben verkrampft war, durfte ich am Computer schreiben. Manche waren neidisch, weil sie dachten, ich hätte dadurch einen Vorteil. Dabei stimmte das gar nicht: Ich nutzte ein Word-Programm ohne Rechtschreibprüfung – und schrieb trotzdem fast fehlerfrei.
Als ich die Diagnose bekam, war ich erleichtert.
Endlich wusste ich: Es gibt einen Namen dafür. Und andere hörten auf, sich über mich lustig zu machen.

Was ich mir wünsche
Ich wünsche mir, dass Menschen einander besser zuhören.
Dass sie nicht gleich beleidigt sind, wenn jemand mal unfreundlich klingt oder kritisch ist.
Und dass alle erkennen: Jeder Mensch ist anders – und das ist okay.

Andreas Knogler